Papst Franziskus hat seine 4. Enzyklika „Dilexit nos“ - „Er hat uns geliebt“ am 24.10.2024 herausgegeben.

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Ein Auszug: „Wenn wir Gefahr laufen, zu unersättlichen Konsumenten [zu] werden, zu Sklaven eines Marktsystems, das sich nicht für den Sinn unseres Lebens interessiert, dann tut es not, die Bedeutung des Herzens wieder neu zu entdecken“ (Dilexit nos, Nr. 2).

„Eine Beziehung, die nicht mit dem Herzen gestaltet wird, ist nicht in der Lage, die Fragmentierung des Individualismus zu überwinden. […] Das Anti-Herz ist eine Gesellschaft, die zunehmend von Narzissmus und Selbstbezogenheit beherrscht wird.“ (Dilexit nos, Nr. 17).

Das Herz Christi könne unsere zerbrochene Welt heilen, betont der Heilige Vater. Angesichts von Kriegen, sozioökonomischen Ungleichgewichten, Konsumismus und dem menschenfeindlichen Einsatz von Technologie, bittet der Papst „noch einmal Erbarmen zu haben mit dieser verwundeten Erde, die er als einer von uns bewohnen wollte. Möge er die Schätze seines Lichts und seiner Liebe ausschütten, damit unsere Welt […] überlebt, das Wichtigste und Nötigste wiederfindet: das Herz“ (Dilexit nos, Nr. 31). Er fordert uns auf, die „Wunden der Kirche und der Welt“ durch Taten geschwisterlicher Liebe zu heilen.

5. Gleichzeitig ist das Herz der Ort der Aufrichtigkeit, wo man nicht täuschen oder sich verstellen kann. Normalerweise zeigt es die wahren Absichten an, das, was man wirklich denkt, glaubt und will, die „Geheimnisse“, die man niemandem erzählt, also letztlich die eigene nackte Wahrheit. Es ist nicht Schein oder Lüge, sondern das, was authentisch, echt, ganz und gar „das Eigene“ ist. Deshalb wurde Simson von Delila, als er ihr das Geheimnis seiner Stärke nicht verriet, gefragt: »Wie kannst du sagen: Ich liebe dich!, wenn mir dein Herz nicht gehört?« (Ri 16,15). Erst als er ihr sein verborgenes Geheimnis offenbarte, erkannte sie, »dass er ihr sein Herz offengelegt hatte« (Ri 16,18).

75. Richten wir nun unseren Blick auf den Heiligen Geist, der das Herz Christi erfüllt und in ihm brennt. Denn, wie der heilige Johannes Paul II. sagte, das Herz Christi ist »das Meisterwerk des Heiligen Geistes«.[61] Es ist nicht nur eine Angelegenheit der Vergangenheit, denn »in Christi Herz ist das Wirken des Heiligen Geistes lebendig, dem Jesus die Inspiration seiner Sendung zuschreibt (vgl. Lk 4,18; Jes 61,1) und dessen Herabkunft er beim Letzten Abendmahl versprochen hatte. Dieser Geist hilft uns, das vielfältige Zeichen der durchbohrten Seite Christi zu begreifen, aus der die Kirche hervorgegangen ist (vgl. Konstitution Sacrosanctum Concilium, 5)«.[62] Letztlich kann »nur der Heilige Geist in unserem Inneren die Fülle eröffnen, die im Herzen Jesu ist. Nur er kann bewirken, dass auch unsere Menschenherzen, unser Inneres, aus dieser Fülle immer mehr Kraft schöpfen«.[63]

76. Wenn wir versuchen, das Geheimnis des Wirkens des Geistes zu ergründen, sehen wir, dass er in uns seufzt und „Abba“ sagt: »Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater« (Gal 4,6). Denn »der Geist selber bezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind« (Röm 8,16). Das Wirken des Heiligen Geistes im menschlichen Herzen Christi ruft unaufhörlich diese Anziehung zum Vater hervor. Und wenn er uns durch die Gnade mit den Empfindungen Christi verbindet, macht er uns zu Teilhabern an der Beziehung des Sohnes zum Vater und es ist der »Geist der Kindschaft […], in dem wir rufen: Abba, Vater!« (Röm 8,15).

77. Unsere Beziehung zum Herzen Christi verwandelt sich dann unter dem Antrieb des Heiligen Geistes, der uns auf den Vater, die Quelle des Lebens und den letzten Ursprung der Gnade, ausrichtet. Christus selbst wünscht nicht, dass wir nur bei ihm stehen bleiben. Die Liebe Christi ist eine »Offenbarung der Barmherzigkeit des Vaters«.[64] Sein Wunsch ist es, dass wir, angetrieben durch den Geist, der aus seinem Herzen strömt, „mit ihm und in ihm“ zum Vater gehen. Die Ehre gilt dem Vater „für“ Christus, [65] „mit“ Christus[66] und „in“ Christus“.[67] Der heilige Johannes Paul II. lehrte: »Das Herz des Erlösers lädt uns ein, zur Liebe des Vaters zurückzufinden, der die Quelle jeder echten Liebe ist«.[68] Genau das ist es, was der Heilige Geist, der aus dem Herzen Christi zu uns kommt, in unseren Herzen zu nähren sucht. Deshalb wendet sich die Liturgie unter dem lebensspendenden Wirken des Geistes immer vom auferstandenen Herzen Christi aus an den Vater.